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Warum sind E-Bikes so teuer?

Warum kosten E-Bikes so viel? Und müssen E-Bikes teuer sein im Vergleich zu klassischen Fahrrädern? Im Interview haben wir diese und weitere Fragen an Christian Bohndieck, technischer Produktmanager bei Kalkhoff, gestellt.

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Warum sind E-Bikes so teuer? (Foto: Kalkhoff)
Warum sind E-Bikes so teuer? (Foto: Kalkhoff)

Die Zahlen sprechen klar für sich: E-Bikes sind in diesen Tagen gefragter denn je. Geht man nach den aktuellen Marktdaten des Zweirad-Industrie-Verbandes ZIV, ist bereits jedes zweite (48 Prozent) verkaufte Fahrrad in Deutschland ein Pedelec – Tendenz weiter steigend. Die Gründe für diese Entwicklung sind offensichtlich: E-Bikes bieten eine umweltfreundliche Alternative zu traditionellen Verkehrsmitteln. Und sie erlauben es den Nutzerinnen und Nutzern, längere Strecken mit weniger Anstrengung zurückzulegen.

Trotz dieser Vorteile bleibt ein wesentlicher Punkt für manche potenzielle Käufer ein Hindernis: der Preis. E-Bikes sind oft deutlich teurer als ihre nicht-elektrischen Gegenstücke, was viele Interessenten abschreckt. Denn während neue klassische Fahrräder bereits ab einem Preislevel von circa 500 Euro zu bekommen sind, liegt das Einstiegslevel bei E-Bikes bei rund 2.500 Euro. Doch was sind die Gründe hinter den vergleichsweise hohen Kosten von E-Bikes? Genau das haben wir Christian Bohndieck, technischer Produktmanager bei Kalkhoff, gefragt.

Hallo Christian, bevor wir über die Preise von E-Bikes sprechen: Seit wann bist du bei Kalkhoff und welche Aufgabe hast du genau?

Ich bin bereits seit 2008 bei Kalkhoff tätig. Zuvor war ich als Zweiradmechaniker im Handel beschäftigt und habe meinen Meister gemacht. Ich habe also den Übergang von herkömmlichen Fahrrädern zu E-Bikes hautnah miterlebt. Heute bin ich technischer Produktmanager. Das heißt, dass ich mich um die technische Seite der Entwicklung und Markteinführung von neuen Elektrofahrrädern kümmere. Das ist ein Job, der mir sehr viel Spaß macht – vor allem, weil mir mein Hintergrund aus dem Handel ein sehr gutes Verständnis dafür gibt, welche Erwartungen die Endverbraucherinnen und Endverbraucher an neue E-Bikes haben.

Kalkhoff-Mitarbeiter Christian Bohndieck (Foto: Timo Lutz Werbefotografie)

Wenn wir uns nun das Kalkhoff E-Bike Sortiment anschauen: Wo liegt hier der Einstiegspreis?

Wir haben unser Sortiment nach verschiedenen Ausstattungs-Leveln geordnet – von 1 bis 7. Das 1er-Level bezeichnet dabei das Einstiegssegment. Das 7er-Level ist die Premiumklasse. Los geht es hier bei 2.449 EUR für unser Modell IMAGE 1.B MOVE. Dabei handelt es sich um ein City E-Bike mit Bosch Active Line Antrieb mit 40 Nm Drehmoment und einer 400-Wh-Batterie.

Der Preis zeigt bereits: E-Bikes sind deutlich teurer als klassische Fahrräder ohne Motor. Warum sind E-Bikes teuer im Vergleich?

Teuer ist natürlich immer relativ. Man muss sehen, dass in E-Bikes deutlich mehr Technologie drinsteckt. Allen voran stehen hier natürlich die Elektromotoren und die Akkus. Diese Komponenten sind teuer in der Entwicklung und Herstellung. Um die zusätzliche Belastung durch den Motor und die Batterie zu bewältigen, benötigen E-Bikes zudem hochwertigere Komponenten wie stärkere Rahmen, bessere Bremsen und robustere Laufräder. Auch diese Teile sind oft teurer als diejenigen, die in Standardfahrrädern verwendet werden. Zudem ist die Montage von E-Bikes komplexer als bei traditionellen Fahrrädern, was höhere Arbeitskosten verursacht. Und last but not least müssen E-Bikes bestimmte Sicherheitsstandards und regulatorische Anforderungen erfüllen, was zusätzliche Kosten für die Hersteller bedeutet.

E-Bike-Produktion bei Kalkhoff in Cloppenburg (Foto: Timo Lutz Werbefotografie)

Du sprichst unter anderem die Notwendigkeit von hochwertigen Rahmen und Komponenten an. Kannst du uns hier mehr Einblicke geben?

Für die ersten E-Bikes vor 15 Jahren hat man klassische Fahrradrahmen genommen und diese mit Motoren und Akkus bestückt. Heute werden E-Bike-Rahmen und Fahrradrahmen ganz unterschiedlich entwickelt. Der E-Bike-Rahmen ist gewissermaßen ein Trägersystem für den E-Bike-Antrieb. Es geht darum, den Motor und seine Komponenten möglichst gut zu integrieren. Auch Leitungen müssen perfekt verlegt und integriert sein.

In Sachen Anforderungen spielt es zudem eine Rolle, dass größere Kräfte auf ein E-Bike einwirken: Die Räder sind durch die elektronischen Komponenten etwas schwerer, dazu werden sie schneller und auch weiter gefahren. In der Fertigung ist so ein Rahmen dann ebenfalls komplexer, weil es eben doch mehr ist als die reine Verbindung von Rohren. Bei den Komponenten setzt sich das fort: Unsere PLUS Räder tragen 170 Kilogramm – da braucht man natürlich auch stärkere und hochwertigere Komponenten.

Was sagst du jemanden, der E-Bikes teuer findet. Werden E-Bikes in Zukunft günstiger werden?

Ich kann mir vorstellen, dass es hier mit der Zeit eine ähnliche Entwicklung wie im Automobil-Bereich gibt. Hier kann man Autos auch günstiger herstellen, gleichzeitig sorgen neue Technologien aber dafür, dass sich die Preise generell erhöhen. Im Premiumbereich sehen wir bei E-Bikes heute technologische Entwicklungen wie vernetzte, smarte Systeme, stufenlose Getriebe mit Riemenantrieb, smarte Systeme oder E-Bikes mit ABS. Diese Technologien bringen einen klaren Komfortgewinn – kosten aber eben auch mehr Geld.

Wenn dir nun jemand sagt, dass er das E-Bike zu teuer findet. Was antwortest du?

Ich würde mit einer Gegenfrage antworten: Warum wird ein Fahrrad günstig? Die Antwort ist, dass ein günstigerer Preis auch mit Abstrichen im Fahrverhalten und Komfort einhergeht. Deshalb empfehle ich immer, beim E-Bike Kauf eine Testfahrt zu unternehmen. Bei Kalkhoff ist es unser Anspruch, dass selbst die Einstiegsmodelle ein Premiumgefühl bieten – und dieser Unterschied zahlt sich aus.

Christian, vielen Dank für das Gespräch.


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