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Fahrrad-ABS: Was ist das? Und wie funktioniert es?

Eine Vollbremsung lässt schon im Auto den Puls höherschlagen. Mit dem E-Bike möchte man plötzliche Bremsmanöver erst recht vermeiden, denn das Risiko, wegzurutschen oder sich zu überschlagen, ist hoch. Ein Fahrrad-ABS kann dir ein neues Gefühl von Sicherheit geben. Wie das Antiblockiersystem für E-Bikes funktioniert und was es alles kann, erfährst du in unserem Artikel.

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Das Fahrrad-ABS gehört bei immer mehr E-Bikes zum Standard. (Foto: Kalkhoff)
Das Fahrrad-ABS gehört bei immer mehr E-Bikes zum Standard. (Foto: Kalkhoff)

E-Bike ABS: Ein neues Bremsgefühl seit 2018

Beginnen wir zunächst mal mit einer kleinen Reise in die Vergangenheit. Bereits 1978 eroberte das erste elektronische Antiblockiersystem den Markt – allerdings für Autos. Die ist simpel wie genial: Sensoren analysieren die Drehung der Räder und greifen ein, wenn ein Blockieren droht. Das E-Bike ABS hat länger auf sich warten lassen: Erst 40 Jahre später, im Jahr 2018, folgte die erste Generation eines Fahrrad-ABS des deutschen Herstellers Bosch. Ein Jahr später legte das italienische Unternehmen Blubrake mit einem eigenen ABS nach. Mittlerweile gibt es von beiden Herstellern überarbeitete Produktversionen. So ist das E-Bike ABS von Bosch nun viel leichter und verfügt über eine Software, die zwischen verschiedenen E-Bike-Typen unterscheidet.

Brauche ich ein ABS beim E-Bike?

Der ADAC empfiehlt ein E-Bike ABS vor allem für Personen, die sehr auf ihre Sicherheit bedacht sind. Auch bei E-Cargobikes ist es aufgrund des hohen Gewichts empfehlenswert. Auch wenn man mit mehreren Personen unterwegs ist, wie bei einer Fahrradtour mit Kindern, ist ein Fahrrad-ABS sinnvoll. Denn in einer Gruppe ist vermehrt mit Bremsmanövern zu rechnen. 2021 hat der ADAC einen ABS-Test mit der ersten Produktversion des BOSCH Antiblockiersystems durchgeführt. Das Resultat: Eine gute Bremsstabilität und ein wirksames Eingreifen der Hinterrad-Abheberegelung. Das Vorderrad des Pedelecs blockierte nicht.

Verbesserungsbedarf hingegen zeigte sich beim Bremsweg: Dieser war mit ABS länger als ohne. Mit der neuen Produktversion und der individuellen Abstimmung auf unterschiedliche Typen von Pedelecs sollte dieses Problem aber behoben sein.

Sicher zum Stillstand kommen ist gerade bei schweren E-Bikes oft nicht einfach. (Foto: Kalkhoff)

Zusammengefasst besitzt ein Fahrrad ABS einige Vorteile:

Wie funktioniert ein Fahrrad-ABS für E-Bikes?

Wenn du mit dem E-Bike unterwegs bist und auf ein plötzliches Hindernis stößt, erfordert das schon mal eine Vollbremsung. Fährst du auf einem rutschigen Untergrund wie Schotter, kannst du bei einem plötzlichen Bremsmanöver mit dem E-Bike wegrutschen – ein Sturz ist vorprogrammiert. Ist der Untergrund griffiger, kann bei einer Vollbremsung mit der Vorderradbremse das Hinterrad abheben. Im ungünstigsten Fall führt das zu einem Überschlag.

Ein Antiblockiersystem (kurz: ABS) kann hier helfen. Dabei messen spezielle Sensoren die Raddrehzahl des Pedelecs und das ABS reguliert den Bremsdruck: Das Vorderrad kann nicht mehr blockieren. Auf diese Weise wird ein Sturz verhindert, weil das E-Bike nicht mehr wegrutschen kann. In Kombination mit einer Hinterrad-Abheberegelung sorgt das ABS zusätzlich dafür, dass das Hinterrad auch dann nicht abhebt, wenn du sehr stark mit der Vorderbremse bremst. Das Risiko für einen Überschlag sinkt also enorm.

Das richtige Fahrrad-ABS für jedes E-Bike

E-Bikes verfügen über hochmoderne Bremssysteme. (Foto: Kalkhoff)

E-Bike ist nicht gleich E-Bike. Zwischen den E-Bike-Typen gibt es Unterschiede – zum Beispiel hinsichtlich des Gewichts und Schwerpunkts des Pedelecs. Und auch in puncto Fahrbahnbeschaffenheit, Fahrweise und Fahrereigenschaften tun sich Unterschiede auf. Auf diese Faktoren sollte ein Antiblockiersystem entsprechend zugeschnitten sein. Deshalb hat Bosch in der zweiten Generation seines E-Bike ABS eine Software verbaut, die zwischen City Bikes, Trekking Bikes, Allroad Bikes und Cargos unterscheidet. Das Antiblockiersystem umfasst fünf verschiedene Modi, die je nach E-Bike-Typ technisch stärker oder schwächer ausgeprägt sind. BOSCH verwendet für die Stärke der Ausprägung eine Skala von 0 bis 5, wobei 0 „keine Ausprägung“ bedeutet und 5 „starke Ausprägung“.

Reduktion der GeschwindigkeitAnpassung an den UntergrundHinterrad-AbheberegelungRadstabilität während der BremsungAnsprechverhalten der Bremse
City33553
Trekking44544
Allroad55335
Cargo33553
Die ABS-Modi sind je nach E-Bike-Typ verschieden stark ausgeprägt: 0 bedeutet „keine Ausprägung“, 5 „starke Ausprägung“

Spontaneität im Stadtverkehr – Fahrrad-ABS für City Bikes

In der Stadt hast du es auf dem E-Bike mit wechselnden Untergründen wie Kopfsteinpflaster, Asphalt und Co. zu tun. Hinzu kommen Situationen, in denen du schnell reagieren und bremsen musst, zum Beispiel an Ampeln oder wenn Menschen plötzlich auf die Fahrbahn treten oder unvorhergesehen eine Autotür öffnen.

Beim City Bike sorgt das ABS für eine hohe Radstabilität. Das Vorderrad kommt nicht ins Schlingern und bleibt in der Spur. Auch die Hinterrad-Abheberegelung ist hier auf maximales Eingreifen programmiert, wenn du die Vorderradbremse stark betätigst. Im Straßenverkehr ist es besonders wichtig, dass das Hinterrad am Boden bleibt und du sicher zum Stehen kommst. Andere Modi des ABS, wie die Reduktion der Geschwindigkeit, die Anpassung an den Untergrund oder das Ansprechverhalten der Bremse, sind beim City Bike weniger stark ausgeprägt. So ist das ABS optimal auf das Fahren in der Stadt abgestimmt und ermöglicht ein komfortables Bremsen.

Bremsen auf rutschigen Wegen – ABS für Trekking Bikes

Auf Schotterwegen kann eine Vollbremsung mit dem E-Bike zum rutschigen Abenteuer werden, das man sich gern erspart. Die ABS-Modi arbeiten beim Trekking Bike nahezu im Gleichklang und sorgen dafür, dass …

✔ … die Geschwindigkeit schnell reduziert wird,
✔ … die Bremskraft dem Untergrund angepasst ist,
✔ … das Vorderrad stabil bleibt und
✔ … die Bremse recht stark anspricht.
✔ … das Hinterrad nicht abhebt.

Die Hinterrad-Abheberegelung ist dabei am stärksten ausgeprägt.

Sicher und sportlich im Gelände – Allroad-ABS

Bei sportlichen und herausfordernden Trails mit dem E-Bike braucht es an den richtigen Stellen die volle ABS-Power. Am stärksten greifen bei Allroad Bikes deshalb drei von den fünf Modi: die Reduktion der Geschwindigkeit, die Anpassung an den Untergrund sowie das Ansprechverhalten der Bremse. Die Hinterrad-Abheberegelung ist bewusst reduziert, weil ein leichtes Abheben des hinteren Rads auf solch sportlichen Wegen durchaus gewünscht sein kann.

Bremsmanöver mit dem Lastenrad – ABS für Lastenräder

Im Gegensatz zu anderen E-Bike-Typen ist beim Cargo mit zusätzlicher Last zu rechnen, die sich vor allem beim Bremsen bemerkbar macht. Die Bremsen mit einem Antiblockiersystem zu unterstützen, ist deshalb sinnvoll. Weil hier viel Gewicht auf dem vorderen Teil des Bikes liegt, ist es beim Bremsen mit der Vorderradbremse wichtig, das Hinterrad am Abheben zu hindern. Deshalb greift das ABS an dieser Stelle stark ein. Ein weiterer Fokus liegt auf der Aufrechterhaltung der Radstabilität. Denn würde sich das Vorderrad samt Ladefläche beim Bremsen querstellen oder ins Schlingern geraten, könnte das E-Bike gefährlich leicht umkippen. Um dieses Risiko aus der Welt zu schaffen, regelt das ABS für Cargos die Radstabilität während der Bremsung besonders stark.

Mehr Sicherheit mit dem E-Bike ABS

Ein Fahrrad-ABS ist vor allem für ungeübte und sicherheitsbedachte Personen geeignet. Die individuelle Abstimmung auf verschiedene E-Bike-Typen macht das ABS aber auch für sportlichere Fahrer attraktiv. Ob du ein E-Bike ABS wirklich brauchst, kannst nur du entscheiden. Ein Plus an Sicherheit bietet es aber allemal. Du willst mehr zum Thema Fahrrad-ABS erfahren? Hier gibt es 5 Tipps für das E-Biken mit ABS.


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